Genähte Felsbilder – gebaute Steine
Das Künstlerehepaar spielt im KMH mit Irritationen: scheinbar Monumentales wird fragil und zart, Schweres wird leicht und Hartes verletzlich. Die Beziehungen zwischen Vorlage und Abbild geraten aus den Fugen und laden sich mit neuer Bedeutung auf.
Monika Ludescher, geboren 1950, beschäftigt sich bereits seit 1966 mit der Zeichnung sowie Aquarelltechniken. Seit 1993 dominieren aber textile Arbeiten ihr künstlerisches Œuvre. Die Motive, die sie auf Baumwolle, Leinen oder Seide überträgt, stammen aus der Archäologie und Ethnologie. Arbeitstechnisch stützt sie sich vor allem auf eine Molaähnliche Nähart, wie sie von den Kuna-Indianern in Panama praktiziert wird, oder auf das Sticken. In Ruggell zeigt sie textile Arbeiten mit archaischen Motiven aus dem prähistorischen Grabhügel von Gavr‘inis (Bretagne) und anderen Fundorten.
Echt aussehende Steine aus Papier, die der Schwerkraft trotzend im Raum zu schweben scheinen, sind längst zum Markenzeichen des 1946 in Feldkirch geborenen Grafikers, Malers und Bildhauers Johannes Ludescher geworden. Für Ruggell hat er Steine aus verschiedenen alpinen Fundorten mit Hilfe von Gerüsten aus Haselruten und bemalten Papierhäuten nachgebildet. Die Hand dient ihm in seinem Schaffen als Maßstab. Handgroße Steine vergrößert er um das 10-fache. So macht er aus etwas Kleinem etwas Großes und aus etwas Schwerem etwas Leichtes. Die papierenen Steine von Johannes Ludescher treten in Dialog mit den historischen Räumen und hebeln unsere Wahrnehmungsgewohnheiten aus.
Fr 27. Januar 2023, 19.00 Uhr
Ausstellungseröffnung