Erbaut um 1730, ist das Küefer-Martis-Huus eines der seltenen Beispiele für repräsentative Barock-Bauernhäuser in unserer Region. Das Haus war bis 1993 bewohnt, wurde 1997 von der Gemeinde Ruggell erworben und aufgrund der allgemein guten Bausubstanz und einiger architektonischer Besonderheiten im März 1999 unter Denkmalschutz gestellt.
Der Hausname “Küefer-Martis-Huus” geht auf Martin Biedermann zurück, der 1862 das Haus Nr. 53 von Johann Jakob Heeb übernommen hatte. Dieser Martin Biedermann besass bereits den Beinamen “Küefer Marti”, den er von seinem Grossvater Josef Biedermann, der Küfer war, geerbt hatte. In der angebauten Scheune mit Stall wurde seit Generationen eine kleine Landwirtschaft betrieben. Sie war für die Existenz der Leute ein wichtiger Nebenerwerb.
Ruggell stellt als Siedlung im Überschwemmungsgebiet des Rheins ein Unikat dar. Die Häuser stehen eigentlich auf den Kiesbänken der ehemaligen Rheinmäander. Zahlreiche Häuser in Ruggell wurden vermutlich transloziert, das heisst dass das Haus am ursprünglichen Ort abgetragen und an einem anderen Ort neu aufgebaut wurde. Diese Umsiedlung hängt eng mit der Siedlungsgeschichte von Ruggell zusammen und ist nur im Zusammenhang mit dieser relativ späten Besiedlung der Rheinebene – mitten im ursprünglichen Flussbett – verständlich.
Der Name „Ruggell“ geht auf das Wort „Roncale“ (Rodungsfläche) zurück und wurde bis ins Mittelalter für die ganze Rheinebene zwischen Bendern und Altenstadt verwendet. Die frühen Ruggeller Hofstätten, dürften ab dem 14. Jahrhundert zunächst am hochwassergeschützten Abhang des Eschnerbergs, später dann auf leicht erhöhten Kiesbänken einstiger Rheinarme entstanden sein. Dies führte zur Entstehung bogenförmiger Strassenzüge. Die Siedlung Ruggell konnte sich erst ab dem 17. Jh., als die Rheinebene nutzbar gemacht wurde, zum eigenständigen Dorf entwickeln.
Der Grund, warum sich die Menschen in diesem immer wieder hochwassergefährdeten Gebiet ansiedelten, war der Verkehr. Der Fluss wurde früher von Flössern als Verkehrsweg genutzt und entlang des Rheins und über den Fluss führten wichtige Handelswege. Bei Ruggell konnte der Fluss über eine Furt und später mit einer Fähre überquert werden. Die Wasserkraft wurde von Mühlen genutzt, eine Zollstation brachte erhebliche Einnahmen und auch fџr Handwerker, die am Verkehr und am Transport verdienten (Wagner, Schmiede, Schuhmacher, Küfer, …), wurde Ruggell ab dem 17. Jahrhundert zunehmend als Siedlungsgebiet interessant. Es entwickelte sich hier auch ein bedeutender Pferdemarkt. 1809 wurden für Ruggell 89 Hofstätten verzeichnet, bis in die Jahrhundertmitte kamen nur etwa zwei Bauten hinzu.
Erst nach dem 2. Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl sprunghaft an und das Ortsbild veränderte sich vollständig. Ab dem 19. Jahrhundert wurde das ursprünglich nicht sehr fruchtbare Rheinschwemmland auch fџr Ackerbau und Viehzucht genutzt. Der ursprünglich größte Wildbach Europas, der Alpenrhein, wurde immer weiter zurückgedrängt und schliesslich, ab 1900 im Zuge der internationalen Zusammenarbeit zur Rheinregulierung völlig begradigt und fliesst nun als schmaler Kanal bis in den Bodensee.