Jens Dittmar liest aus seinem neuen Roman „Sterben kann jeder“
Darin geht es um um Heimweh, Trennungsschmerz und Verbrechen.
In seinem im August dieses Jahres erschienenen Roman sind alte Sünden, Tabubrüche handlungsbestimmende Elemente. So etwa, wenn Ilse, eine der Hauptfiguren, sich gegen ihren Vater auflehnt und ihrem Jodok nach Liechtenstein folgt. Was sie mit dem Verlust von Heimat oder mit der „Schweizerkrankheit“ (Heimweh) bezahlen muss. Sünde ist aber auch das, was Jodok ihr angetan hat, nämlich sie mit einer anderen zu betrügen. Dieser Betrug führt zu der zentralen Frage des Romans: Hat sie ihn in den Abgrund gestoßen – ja oder nein?
Geschehen ist dieser Todessturz in einer Brandnacht, am 11. Oktober 1972, in der das Höfle bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Zeugen wollen gesehen haben, dass Ilse ihn ins Flammenmeer stieß, während andere in derselben Armbewegung den Versuch sahen, ihn vor dem Sturz ins Treppenhaus zu bewahren.
Jahre später, am 24. Juli 2008, besucht Lorenz seine Mutter im Altersheim St. Florin. Bei der Gelegenheit erfährt er Dinge, die ihm bisher entgangen waren: Als junge Frau hatte Ilse ihren Jodok in Norddeutschland kennengelernt und unter widrigen Umständen geheiratet; dann im Krieg verlor sie ihn aus den Augen – Jodok galt als vermisst. Tatsächlich war er nach der Befreiung jahrelang in Buchenwald. Trotz seiner Liechtensteiner Staatsbürgerschaft und obwohl er im Krieg nicht gekämpft hatte, kam er 1948 erst wieder frei. Als das junge Paar 1950 in Jodoks Heimat zieht tut sich Ilse schwer. Die alemannische Sprache und Kultur bleiben ihr weitgehend fremd. Und außerdem ist da noch der Betrug, jene tiefsitzende Kränkung, die sie ihm nie verzeiht.
Jens Dittmar, Jahrgang 1950, arbeitete nach dem Studium in Zürich und Wien als Verlagslektor in München und Stuttgart. Später war er Dramaturg und Geschäftsführer im Kulturbereich. Als Herausgeber einer Thomas-Bernhard-Werkgeschichte (Suhrkamp 1981/1990) hat er sich in Germanistenkreisen einen Namen gemacht.
Von seinen diversen Beiträgen zur liechtensteinischen Literatur verdienen die Anthologien „Europa erlesen: Liechtenstein“ (2000) und „Lyrik aus Liechtenstein“ (2005) Erwähnung, letzteres eine umfassende Bestandsaufnahme der Lyrik seit dem 13./14. Jahrhundert mit der Gegenwartsliteratur als Schwerpunkt.
Seit 2008 widmet Jens Dittmar sich eigenen literarischen Projekten. 2010 erschien sein Erstling „Basils Welt. Eine Zumutung“, ein Jahr später folgte der Erzählband „Als wär’s ein Stück Papier“ (beide Bucher Verlag, Hohenems). 2012 erschien der Roman mit dem Titel „Sterben kann jeder“.
Der Autor lebt in Balzers, Fürstentum Liechtenstein.
Jens Dittmar: Sterben kann jeder. Roman. Bucher Verlag 2012. 176 Seiten. ISBN 978-3-99018-125-6. EUR 18,50 CHF 23,00
Eintrittspreise bei Veranstaltungen: 5,- CHF / 4,- €
Termin(e):
Mittwoch, 21.11.2012 20:00
21.11.2012 20:00