Christliche Moral im Wandel der Zeit. Ausstellung.
Das Wort Sünde hat seine Kraft verloren. Heute wird es eher in Verbindung mit aktuellen gesellschaftlichen Trends und Moden als mit religiösen Vorschriften verwendet: Ernährungssünden, Umweltsünden, Bausünden sind es, die in aller Munde sind. Die starren moralischen Normen sind differenzierten Wertesystemen gewichen. Richtig und falsch werden von der Gesellschaft vielstimmig und ständig neu diskutiert. Alleinige Autoritäten, einheitliche Werteskalen gibt es nicht mehr. Das fordert vom Einzelnen mehr Selbstverantwortung und persönliche Positionierung, von der Gesellschaft mehr Toleranz.
Das, was von den christlichen Kirchen als Sünde definiert wurde, hat sich zwar nicht wesentlich verändert, aber besonders in kleinen dörflichen Strukturen haben die Ge- und Verbote der Kirche, die den Alltag der Menschen wesentlich mitbestimmt haben, fast völlig ihre Bedeutung verloren. Weltliche Vorschriften, medial vermittelte Normen haben mehr Gewicht. Vor allem die Geschlechterrollen und die gelebte Sexualität orientieren sich im Alltag längst nicht mehr an dem, was die offizielle Lehre der katholischen Kirche vorgibt. Vieles was einst als Sünde erachtet wurde, ist nun gesellschaftlich akzeptiert; manches was einst nicht als Sünde galt, wie etwa Gewalt als Erziehungsmethode oder Menschenhandel, wird heute moralisch geächtet.
Die Ausstellung im Küefer-Martis-Huus widmet sich diesem Wandel, der sich in den letzten Generationen auch in unserer Region vollzogen hat. Videointerviews, Installationen, Scherenschnitte der Liechtensteiner Künstlerin Helena Becker und abwechslungsreiche Begleitveranstaltungen öffnen unterschiedliche Zugänge zu einem gesellschaftlichen Prozess, dessen Auswirkungen auf unser Zusammenleben erst sichtbar werden.
Die Ausstellungstexte stehen hier zum Download zur Verfügung: upload/presse/Ausstellungstexte-Suende-2.pdf
Termin(e):
Samstag, 16.06.2012 bis Sonntag, 16.12.2012
16.06.2012 16.12.2012